Von „ich ist ein anderer“ bis zu „aus der Luft gelesen“
Ganz im Sinne Arthur Rimbauds, der 1871 schrieb: »[…] Es ist falsch zu sagen: Ich denke. Man müsste sagen: Ich werde gedacht. […]«, bestimmt die Reflektion des jeweils anderen unser Bewusstsein. Die Natur selbst, die Landschaft, beinhaltet keinerlei gerade Linien, keine künstliche Beschaffenheit, sondern ihre Schönheit liegt ausschließlich in ihrer scheinbaren Unordnung. Dies kann ebenso auf den Menschen bezogen werden, denn eine Entwicklung des Menschen, also der Wille sich zu verbessern und daran zu wachsen, liegt nur in seiner/ihrer ewigen „Fehlerhaftigkeit“ und Unvollständigkeit. Ein Großteil meiner Arbeiten zeichnen das Bild meiner eigenen Geschichte nach, beispielsweise anhand der Verarbeitung der Werke meines Großonkels Carl Rotky und den Werken des japanischen Künstlers Kiyohiko Kajikawa (Nagasaki), in Verbindung mit der Suche nach stark beseelten Menschen und Orten. (Verena Rotky)
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Eine Rollenvermischung bzw. Verzerrung der Geschlechter, durch die Darstellung von Körpern abseits zeitgemäßer Ästhetik, durch die Konzentration auf das Fleisch und über diesen Weg der Versuch klare gesellschaftlich konstruierte Zuordnungen und Rollenbilder zu verwischen, wird dabei angestrebt. Die Werke können als „körperpolitische“ Arbeiten gesehen werden, in denen ich versuche den unverstellten Menschen, fern auferlegter Vorgaben, seine grundsätzliche Befreiung (nicht nur von Geschlechterrollen) darzustellen.
Die Faszination an der Masse, die die Formen verschwimmen lässt, die in unserer gegenwärtigen Gesellschaft auf Körper bezogen jedoch streng vermieden wird, in der Gier und dem Ausdruck des Profits jedoch zum Vorschein tritt, steht dabei im Vordergrund. Die körperliche Präsenz, wie u.a. im Fall der Darstellung dominanter, weiblicher Formen (im Gegensatz zu den anderen Werken, die männliche, in sich gekehrte Körper präsentieren), ist umgeben von einem undefinierten, beinah himmlischen Raum, als Symbol der eigenen Träume und Visionen vom unverstellten Wesen des Menschen und einer Wirklichkeit in der der Mensch seine individuelle Realität selbst wählt, das eigene Wesen reflektiert und annimmt und mit Hilfe eines kindlichen Herzens handelt. Obwohl die Darstellung auf den ersten Blick offen gelegte Körperlichkeit betont, liegt der Fokus schließlich auf dem Ausdruck, auf den Augen aus denen die Seele spricht. Das Gesicht ist daher detailliert und realitätsnah hervor gearbeitet, wohingegen sich der Körper zur Abstraktion neigt.
Dabei imitiere ich mit Hilfe des zeitgenössischen Malmittel Acryl die traditionelle Technik der Ölmalerei. Wohingegen Öl, das Symbol einer alten Zeit, mehr Tiefe besitzt, versuche ich dem Zeitgenössischen, in einer Art Nostalgie, wieder mehr Tiefe zu geben. Eine Anspielung darauf, dass auch wenn sich die Darstellungsweise (z.B.: Naturalismus im Gegensatz zu Fotorealismus) und die Mittel verändert haben, der Mensch und die Sehnsucht des Menschen doch immer dieselbe ist.